Freitag, 22. Mai 2020

Vom vollendeten Hochbeet, einem neuen Kiesbeet und einem abgefressenen Beet

Die aktuelle Corona-Zeit hat nicht nur Schlechtes an sich. Allgemein haben viele bemerkt, dass ihnen die Zeit der Entschleunigung sogar richtig guttut. So entfällt zum Beispiel der „Ich-muss-die-Bude-noch-putzen-es-könnte-ja-spontan-Besuch-kommen-Stress“ und man legt dafür lieber mal die Füße hoch und liest ein gutes Buch. Häuslebauer nutzen diese Zeit auch gerne um ihre nicht enden-wollende To-Do-Liste mal ein wenig zu reduzieren. Auch nach vier Jahren Bauzeit finden wir noch genügend große und kleine Baustellen, wobei die großen immer weniger werden. Und das ist auch gut so. Den Zwangshausarrest im April, gepaart mit dem super Wetter, nutzten wir daher für einige Gartenprojekte. So haben wir nochmal ein paar Rabatten abgegraben und Unkrautvlies verlegt, zur Straße hin einige hübsche Blaukissen und Schleifenblumen gepflanzt (allein schon, damit die Bodendecker irgendwann mal den Rindenmulch etwas abfangen) und haben uns schließlich noch unserem unfertigen Hochbeet zugewandt. Dieses hatten wir im letzten Jahr noch aus alten Backsteinen gemauert, die über den Winter zum Teil leider hässlichen Grünspan angesetzt hatten. Und generell passte das rote Ziegelwerk auch nicht so wirklich in unser ansonsten grau-weißes Farbkonzept. Daher haben wir die Steine kurzerhand mit Dichtschlemme grau eingefärbt. Vor dem Hochbeet sollten noch einige Betonplatten verlegt werden, so dass man beim Gärtnern nicht ständig nur im Gras stehen muss. Da das kleine Stück Rasen an genau der Stelle sowieso etwas karg bewachsen war und auch der Mähroboter in diesem schmalen Eck jedes Mal so seine Probleme hatte wieder rauszufinden, haben wir uns dazu entschlossen, die gesamte Fläche als Kiesbeet umzugestalten. Sobald der Plan feststand, ging alles recht schnell. Sonntagabend noch geplant, war Montagabend schon alles umgesetzt. Der Rasen wurde abgestochen und das Hochbeet praktischerweise damit aufgefüllt (ein Fehler, den wir später noch bereuen sollten), Randsteine wurden gesetzt um das Kiesbeet vom restlichen Rasen abzugrenzen, der Leitdraht des Mähroboters an dieser Stelle neu verlegt, etwas Unkrautvlies verlegt und schon konnten die einzelnen Platten festbetoniert werden.



Sobald der Beton ausgehärtet war, konnten wir das Kies einfüllen und verteilen. Ein paar Tage später kam noch eine kleine Bepflanzung in Form von einer hübschen Harlekinweide, einem kleinen Kräuterkreis sowie Lavendel und Blauschwingel dazu.



Und dann konnte auch endlich das Hochbeet mit Erde und den ersten Pflanzen befüllt werden. Im ersten Jahr sind dies Starkzehrer wie zum Beispiel Kohlrabi oder Erdbeeren. Und was hätte da dieses Jahr besser gepasst als die Sorte „Korona“? Wir freuten uns also schon auf einen erdbeerreichen Sommer. 



Doch schon bald wurden die Pflänzchen kleiner statt größer und es hatte sogar den Anschein, als würden diese regelrecht von unten ins Beet gezogen werden. Denn irgendwann waren von den meisten Pflänzchen nur noch verkümmerte Stummel übrig. Seltsamerweise war dies bei den Erdbeeren als auch bei den Kohlrabis der Fall. Die erste Vermutung waren Schnecken. Und nachts konnte man sie auch scharenweise beobachten. Klitzekleine, gemeine Babyschnecken. Doch seltsamerweise waren nicht nur die oberirdischen Blätter angeknabbert, sondern bei genauerer Untersuchung auch das gesamte Wurzelwerk. Man musste auch gar nicht tief graben um schließlich an die Übeltäter zu gelangen. Kleine, dicke, graue Larven, die genüsslich am Wurzelwerk der Jungpflanzen knabberten. Sobald man einmal angefangen hatte die Erde umzugraben, konnte man nicht mehr aufhören. Es wurden immer mehr und am Ende waren es sicherlich über hundert Stück, die man innerhalb zwei Stunden aus den beiden Beeten gesammelt hatte. Anschließend ging es auf Recherche im Netz. Überall fand man jedoch nur etwas über die Larven der Mai- oder Junikäfer. Aber all diese Larven hatten Beine und sahen völlig anders aus als unsere. Nach langem Recherchieren fanden wir dann schließlich doch noch heraus, wer unsere zukünftige Ernte zerstörte. Es handelt sich um Tipula-Larven, auch bekannt als Wiesenschnakenlarven. Die kennt ihr alle. Diese großen Schnaken mit den langen Beinen. Und wie der Name es vermuten lässt, tummeln diese sich eigentlich im Rasen. Sie fressen die Graswurzeln ab und je nach Befall bilden sich dadurch unschöne, gelbe Flecken im Rasen. Wie kommen nun aber diese Larven ins Hochbeet? (Achtung, bevor ihr weiterscrollt - jetzt wird's ein bisschen eklig)



Und dann fiel es uns wieder ein. Die abgestochenen Rasenstücke, die wir zur Füllung des Hochbeets genommen hatten. Es passte alles zusammen. Es mussten sich hunderte der damals noch kleinen Larven in der Erde befunden haben. Und wir hatten sie nun in ein Fünf-Sterne-Deluxe-Hochbeet mit All-Inclusive-Buffet umgesiedelt. Einen Fehler, den man nur einmal in seinem Leben macht. 

Wir versuchen nun die Larven mit einer Weizenkleie-Zucker-Mischung an die Oberfläche zu locken und diese nachts dann abzusammeln. Die kleinen Biester trauen sich nämlich nur bei Dunkelheit an die Oberfläche und nagen dann nicht nur das Wurzelwerk, sondern auch die Jungpflanzen selbst an. Dies konnten wir tatsächlich auch so beobachten. Mal sehen ob wir alle (oder zumindest den Großteil) der Larven erwischen, so dass wir nochmal eine neue Anpflanzung wagen können. Ab Juni/Juli verpuppen sich die Larven dann sowieso, teilweise bleiben sie jedoch über mehrere Jahre in der Erde und könnten somit nochmal aktiv werden.  Daher tragen wir vielleicht doch nochmal die ganze Erde ab, nur um sicher zu gehen.


Was lernen wir also aus dem heutigen Blog-Eintrag?

  • NIE abgestochenen Rasen ins Hochbeet füllen, wenn der Rasen an der Stelle schon nicht mehr gut aussah (oder penibel nach Ungeziefer kontrollieren)
  • Bei Langeweile während des Corona-Hausarrests kann man Stunden damit verbringen eklige Larven aus dem Hochbeet zu sammeln 
  • Korona ist essbar (aber nur wenn‘s mit „K“ geschrieben wird)


In diesem Sinne: Bleibt gesund und lasst euch nicht von ekligen Larven nerven.





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